Schon immer hatte ich dabei das Bild einer selbstbestimmten, natürlichen Hausgeburt in der Wanne, legte mich aber nicht fest, weil ich mich nicht zu sehr versteifen und darauf „programmieren“ wollte, falls sich die Umstände doch ändern sollten. War eine gute Idee.
Letztendlich musste ich die Idee mit der friedlichen Hausgeburt bereits beim ersten Ultraschall ad acta legen, als meine Gebärmutteranomalie entdeckt wurde. Damit bekam ich sogleich den Stempel „Risikoschwangere“ aufgedrückt (das wäre ich sowieso, allein weil ich Rhesus negativ bin, das stünde aber einer Hausgeburt nicht im Wege).
Im blauen Kreißsaal wollte ich dann eben gebären — dem mit der Wanne. Dass es eine Wassergeburt sein würde war für mich klar, seit ich das erste Mal davon erfuhr, dass diese Option besteht.
Dieser Wunsch ist dann spätestens in der 26. SSW gestorben, als du beschlossen hast, dass kopfüber liegen nicht dein Ding ist und allerspätestens, als du es dir ab der 30. SSW in Fußlage bequem gemacht hast.
Mit der Fußlage ist vieles ausgeschieden: eine Geburt in Beckenendlage zum Beispiel.
Ich hatte zwar extreme Angst und großen Respekt vor einer solchen — sie dauert länger, ist schmerzhafter und natürlich gefährlicher, in den meisten Fällen reißt auch alles und es gibt… nun ja… ein halbes Blutbad eben. Aber dir zuliebe habe ich lange mit dem Gedanken gespielt. Ich habe sogar ein Krankenhaus gefunden, dass bei mir als Erstgebärenden den Versuch BEL-Geburt unternehmen würde. Trotz doppelter Gebärmutter. Wäre ein zusätzlicher Risikofaktor. Aber bei Fußlage war dann Ende (wobei es auch solche Geburten gibt, habe ich auf Instagram als Video gesehen).
Ich wollte mich eben erst gründlich beraten und untersuchen lassen, gerade auch wegen der Gebärmutter.
Man war ich hin und her gerissen!!
Am Ende entschied ich mich für die für dich sicherste Variante, die laut Statistik zumindest, nur für die Mutter Komplikationen mit sich bringen kann: den „sicheren“ oder zumindest „planbaren“ Kaiserschnitt.
Naja, genau genommen hast du hast es für mich entschieden . 😉
Und ich war wirklich erleichtert als ich „endlich“ endgültig alle anderen Optionen ausschließen konnte:
- Keine „äußere Wendung“,
- keine Beckenendlagengeburt auf Risiko.
Es blieb nur noch ein Wunsch übrig: wenigstens im M*-Hospital will ich entbinden!
Ich kann mich ja mit allem anfreunden, aber dieses Klinikum MUSS sein: es ist stillfreundlich und als „babyfreundlich“ zertifiziert — ZERTIFIZIERT.
Das bedeutet unter anderem, dass jede Hebamme zugleich ausgebildete (!) Laktationsberaterin ist — die von 10 Frauen mindestens 8, meistens 9 Frauen einen erfolgreichen Stillstart ermöglichen. Außerdem gibt es Familienzimmer und gerade nach einem Kaiserschnitt, wo mal länger dort festhängt, war es mir unendlich wichtig, in so einem unterzukommen!
- Die Philosophie
- Stillen als Priorität
- Richtiges Anlegen
- Rooming-in
- Keine Schnuller
- Keine künstliche Nahrung
- Beruhigungsmaßnahmen…
- Spezielle Schulungen
- unmittelbarer Hautkontakt (auch nach einem Kaiserschnitt)
- vertrauerter, beruhigender Herzschlag
- Wärme, Sicherheit und Geborgenheit
- der freie Weg zur Brust und der ersten Mahlzeit
- die beste Ernährungsform
- geliebtes Ritual
- natürliches Schmerzmittel
- Beruhigungsmittel
- Rückzugsort
- Entspannung
- Geborgenheit
- Familienzimmer verfügbar
- familiäre Atmosphäre
- Rooming-in: rund um die Uhr mit dem Baby zusammen
- Bonding und Haut-zu-Haut auch mit Vater möglich
- keine störenden Routinemaßnahmen
- alle Untersuchungen des Babys im Beisein der Eltern
- Kinderärzte besuchen einen im Familienzimmer (z.B. für die U2, Hörtest, usw.)
In einer baby- und stillfreundlichen Klinik kriegen die Babys keine Schnuller, um eine Saugverwirrung zu vermeiden. Die ersten Stunden und Tage sind entscheidend für das Gelingen des Stillens. Die erste Milch, das sogenannte „Kolostrum“, ist hochkonzentriert mit Nährstoffen, um an sie ran zu kommen, muss das Baby mit der richtigen „Technik“ saugen. Ja, es muss zu Anfang richtig „arbeiten“, um an die Muttermilch zu kommen. Gibt man dem Baby, wenn es die Technik noch nicht raus hat, Milch aus einem Fläschchen oder einen Schnuller, bekommt es die Milch ohne großartigen Aufwand heraus und wird sich dann später nicht an der Brust abmühen wollen, sondern direkt das Fläschchen verlangen.
Auch der Saurhythmus am Schnuller ist anders, sodass die Babys das „effektive“ Saugen an der Brust verlernen.In der Zeit kann es bei der Mutter zum Milchstau kommen oder einer sehr schmerzhaften Mastitis. Denn die Milch in den ersten Stunden und Tagen fließt reichlich. Der Körper braucht die Zeit, um in Wechselbeziehung mit dem Baby den Milchfluss zu „justieren“. Aufgrund der Schmerzen und weil das Baby „eh nicht will“ geben viele Frauen zu früh auf. Um die sensible Stillbeziehung also nicht unnötig zu gefährden, verzichten stillfreundliche Krankenhäuser auf Schnuller und Flaschenmilch.
Ein Beruhigungssauger erfüllt hauptsächlich eben diese Funktion: das Baby beruhigen. Es wird empfohlen, wenn man auf den Schnuller generell nicht verzichten möchte, erst 6 Wochen nach der Geburt einen solchen anzubieten, um eben einer möglichen Saugverwirrung vorzubeugen. (Mein Sohn wollte danach keinen Schnuller mehr, es war hart, aber ich bereue es nicht, da er sich bald ziemlich gut selbst beruhigen konnte. Eine Kompetenz, die er sonst nicht hätte.)- wie sie anhand der Zeichen des Kindes deuten kann, wann es trinken möchte
- wie sie erkennt, wann das Baby Ruhe möchte
- wie sie erkennt, wann es Kontakt möchte
- sie wird ermuntert, die Signale selbst zu erkennen
Zertifizierte Stillberaterinnen zeigen dir liebevolle Beruhigungsmaßnahmen (z.B. Nuckeln an deinem Finger) und das richtige „Handling“ deines Babys. Dazu zählen auch verschiedene Stillpositionen und das effektive Anlegen, wie oben erwähnt.
Bleib drin bis zur 36. SSW, habe ich gefleht.
Aber du warst da ganz gelassen. Deine Herztöne waren zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk. Du hast dich von meinen ewigen vorzeitigen Wehen nicht beeinflussen lassen.
Nach der 36.SSW konnte auch ich damit gelassener umgehen.
Ich hatte es im Gefühl: du hast es dir gemütlich gemacht. Du bleibst bis zum letzten Tag xD
Und ich hatte Recht! Knapp drei Tage vor deinem Entbindungstermin wurdest du geholt — danke an dieses Klinikum, das mir und uns das ermöglicht hat!
Ich bin unendlich dankbar dafür, dass du bleiben konntest, bis du „reif“ und bereit warst raus zu kommen. Und das warst du, wie wir sehen werden.
Leider blieb mir die Geburtserfahrung erspart.
Die Geburt, so die einstimmige Meinung der glücklichen Frauen, die sie erleben durften — ist mit NICHTS zu vergleichen. (Die Wissenschaft tut es trotzdem: wie, wenn alle Knochen im Körper gleichzeitig brechen. Ich sollte froh sein, dass mir das erspart blieb.)
ABER:
Aber mir fallen hundert Gründe ein, warum ich es nicht bin.
Natürlich hängt es von vielen Faktoren ab, dass die Erfahrung transformativ im positiven Sinne ist.
Ja, es gibt sie, die Frauen, die DAS Geburtserlebnis hatten.
Das sagenumwobene, mystische Moment an dessen Ende man sein kleines Würmchen im Arm hält: schweißgebadet, erschöpft bis kurz vor der Ohnmacht, aber so glücklich wie man auf keiner Droge der Welt sein kann. Absolut HIGH.
Über die Vorteile einer natürlichen (Haus-)Geburt werde ich nochmal gesondert schreiben, es gibt hunderte von Studien mit signifikanten Ergebnissen und noch viel mehr Erfahrungsberichte, die davon zeugen, dass diese Form des Zur-Welt-Kommens die einzig wahre* und beste* ist, was alle Faktoren betrifft: gesundheitliche, wie psychische und seelische sowie beziehungstechnische (was nochmal in besonderer Form für die Hausgeburt gilt — der nachweislich immer noch sichersten und schonendsten Form der Geburt).
Ich habe in den letzten 6 Wochen alles versucht, um dich zum Drehen zu animieren. Und in der letzten Woche hast du dich auch sichtlich und fühlbar bemüht — doch
Aus irgendeinem Grund ist es dein Schicksal so zur Welt zu kommen: rausoperiert.
Naja, nicht ganz. Und Schmerzen hat man SPÄTER auf jeden Fall genug.
ABER — es sind eben „nur“ Schmerzen. Die ganz normalen, „harten“, Schmerzen, die einen quälen OHNE transformativ zu sein. Darum werden sie zunächst auch mit eine Pferdeladung Ibu* betäubt. Sie haben keinen „Zweck“, sie nützen nichts. Sie bringen auch nichts.
Der Geburtsschmerz ist etwas völlig anderes! Es ist ein „guter“ Schmerz. Ein „wichtiger“, ein Schmerz mit „Mission“. Er erfüllt einen Zweck und er vermischt sich mit *trommelwirbel* HORMONEN. Vielen, vielen Hormonen.
Diese Hormone, hab ich gelesen, haben auch einen Zweck.
Sie bringen die Geburt in Gang, sie leiten den Körper an das zu tun, was er tun muss, in der „richtigen“ Zeit bzw. Sekunde, in der „richtigen“ Dosierung, an der „richtigen“ Stelle — damit das Kind am Ende unversehrt durch den Geburtskanal wandern kann — aktiv.
Das kennt jede Frau, die Sturzwehen dank Wehentropf erleiden musste.
Die eingeleitete Geburt: mittlerweile weiß man, dass das — obwohl, das Kind unten raus kommt — mit einer „natürlichen“ (= selbstregulierten) Geburt nichts, aber auch gar nichts zu tun hat.
(Aber dazu an anderer Stelle mehr)
Bei der echten, „natürlichen“ Geburt, wird das Kind mittels Hormonen angeleitet, AKTIV an der Geburt teilzunehmen. Es muss sich am Ende sogar tatsächlich höchstselbst im Beckenkamm drehen.
Diese Beteiligung ist in vielerlei Hinsicht nicht zu unterschätzen!
Klar, physiologisch auf jeden Fall. Durch die Enge im Geburtskanal, wird restliches Fruchtwasser aus den Lungen gepresst, damit das mit dem ersten Schrei auch was wird. Aber auch psychisch passiert einiges durch dieses Erlebnis. (Dazu auch an anderer Stelle mehr.)
Das zeigt mittlerweile — sehr zaudernd, weil paradigmenzerstörend — (widerwillig und zaudernd) auch die moderne Forschung.
Jedenfalls war unser Erlebnis ein anderes. 😉
Ich bin gespannt, wie du dich entwickelst und wie sich dein Weg auf diese Erde in deinem Leben spiegeln wird.
Dass es das wird, steht nach allem, was ich gelesen habe, fest.
Auch wenn noch nicht alles, was dazu geschrieben wurde, mit „harten“ wissenschaftlichen Fakten belegbar ist (noch nicht, vielleicht auch nie, wir sprechen von einem komplexen dynamischen System und davon verstehen unsere Wissenschaftler immer noch nicht allzu viel — das ist ein offenes Geheimnis), so ziehe ich für mich nach dieser Lektüre vermischt mit meinem aktuellen Erfahrungsschatz und (immerhin von vielen Seiten als beeindruckend betitelten) intuitivem psychologischen Verständnisses und Spürsinns, diesen Schluss.
Nun zurück zu deiner Geburt:
Inhaltsverzeichnis
Der Kaiserschnitt
Zunächst wurde mir ein Zugang gelegt. Das alleine war schon so slapstickhaft und grotesk, dass ich lachen musste. Ich meine: meine Venen springen einen förmlich an und noch NIE hat jemand — auch nicht die ungeübteste Schwester — es geschafft, daneben zu treffen. Ich war also recht entspannt. Normalerweise eine Sache von wenigen Sekunden.
Nicht an diesem Tag.
MEIN Geburtserlebnis ist und war mir niemals wichtiger, als dass mein Sohn so entspannt und stresshormonfrei wie möglich auf diese Welt kommt! Und ganz im Grunde war und bin ich einfach nur froh, dass es überhaupt geklappt hat! ABER es wäre schlichtweg egoistisch zu sagen, dass mir daher das WIE seines Zurweltkommens gleich sei oder sein sollte. Denn wenn man einen Einfluss hat — was hier der Fall war — sehe ich es als meine Verantwortung an, mich zu informieren und dafür einzusetzen, dass nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich in den natürlichen Geburtsvorgang eingegriffen wird — auch unmittelbar NACH der Entbindung. Hier fängt für mich das aktive Muttersein an.
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Das geht ja gut los…
13:30Der Zugang (kriegt sogar einen eigenen Absatz)
Die neue, einzuarbeitende ÄRZTIN sollte es „mal versuchen“. Ich vertraute ihr voll und ganz und gab gelassen und wohlwollend mein Einverständnis. Doch AUTSCH. Das war DANEBEN. Ohje…und das war die GUTE Stelle an der Hand! Nach meiner Erfahrung im Krankenhaus, mit dem Zugang in der Armbeuge, wusste ich: nie wieder da!! Vor allem nicht bei deiner Geburt, ich will mich nicht an diesem schönsten Tag mit unnötigen Schmerzen quälen — zusätzlich zu denen, von denen ich nicht mal ahnen konnte, wie …naja, dazu kommen wir gleich.
Also versuchte es der Arzt selbst. Puh, Erleichterung!
Doch AUTSCH!
Schon wieder daneben! Das kann doch nicht…!!
Es brauchte DREI Versuche, um das Ding rein zu kriegen. Was sollte das denn? Was soll das BEDEUTEN? Ich meine, das MUSS doch was bedeuten?! Ich fand, dass es ein schlechtes Omen sei, aber habe den Gedanken schnell beiseite geschoben. Zufall. Es war reiner Zufall.
Ich wurde ins Zimmer geschoben. Ein hübsches, gemütliches Zimmer. Ich fühle mich wohl da. Die Hebamme war nett, sie schrieb noch rasch ein EKG. Alles super. Keine Wehen.
Da lag ich also.
Bald würdest du da sein.
Ich bin total entspannt. Ich muss mich nicht sorgen.
Klar, es „könnte“ was schief gehen. Aber mal ehrlich: ein Kaiserschnitt ist ein Routineeingriff, da müssen die Ärzte schon arg überarbeitetet oder betrunken sein, um das nicht hinzubekommen — insbesondere einen GEPLANTEN Kaiserschnitt können die Ärzte mit Skalpell in der einen und der Kaffeetasse plus Zeitung in der anderen Hand ausführen.
Offtopic: Ein Notkaiserschnitt ist natürlich etwas anderes. Man muss schnell machen. In der Hetze können Fehler passieren. Warten bis die Betäubung wirkt? Oder die Nabelschnur auspulsiert ist? Auf keinen Fall! Da sowas aber immer passieren kann, lohnt es sich vorab einen „Geburtsplan C“ zu erstellen. In dem regelt man z.B., dass das Kind nach der Entbindung direkt dem Vater übergeben wird und skin-to-skin mit dem Vater ermöglicht wird. Dass du trotz allem, sobald es möglich ist, stillen möchtest, dass das Kind also keinen Schnuller bekommt, um eine Saugverwirrung zu vermeiden und dass du nicht alleine aufwachen möchtest.
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Wehen abwarten?
Ja oder Nein?
Zuerst wollte ich vereinbaren, auf die Wehen zu warten. Wehen wären ein Zeichen für DICH, dass es jetzt „los geht“. Du wärst vorbereitet und würdest nicht einfach brutal aus dem warmen, kuscheligen Ort und meditativem Seinszustand in die grelle, kalte und sehr laute Welt befördert werden.
Aber dann würde es höchstwahrscheinlich auf einen Notkaiserschnitt hinauslaufen.
Ich könnte erst einchecken, wenn das Wasser läuft. Doch da du fußabwärts lagst, hieße das, ich müsse sofort auf die Trage. Es wäre hektisch geworden. Ich hätte Angst bekommen — die angstbedingten Stresshormone würden dich fluten.
DU wärst gestresst. Das wollte ich nicht.
Ja, eine Geburt IST stressig — AUCH für’s Kind. Das MUSS so sein. ABER -
Es ist GUTER Stress, NOTWENDIGER, transformativer Stress.
Und dazu kommen — die HORMONE.
Sie gleichen das aus.
Es ist wie ein Orchester.
Ein bunter, wunderschöner Tanz (wenn man nicht eingreift!).
Die Geburt entfaltet sich ganz von alleine (siehe Alleingeburt).
Nicht bei uns.
Tut mir Leid.
Am Freitag vor deiner Geburt entschieden wir uns nach langem Hin und Her dagegen.
Die Datenlage ist sehr dünn, auf Erfahrungen konnte sich weder das Krankenhaus, noch die Hebammen oder Ärzte berufen.
Zum Glück gab es diese EINE Hebamme, die sich weiterbildete und gerade erst kürzlich an einem Kongress teilgenommen und dort erfahren hatte, dass laut neuester Forschung das Abwarten der Wehen vor einem geplanten Kaiserschnitt keine positiven Effekte hatte.
Ich vertraute darauf, dass du mitkriegen würdest, dass nun „etwas“ passieren würde.
Etwas anderes als der Alltag.
Ich war schließlich nervös, schon gestern und den ganzen Morgen.
Der Spaziergang vorher (den ich GOTT SEI DANK machen durfte), war einerseits gut, um runterzukommen, andererseits bin ich immer solange aufgeregt, bis ich am Ort des Geschehens eintreffe. Das ist vor jeder Prüfung, jedem Konzert und jedem Arztbesuch der Fall.
Das EKG würde dich in jedem Fall „wecken“.
Aber auch so merkte ich, dass du langsam „bereit“ warst.
Du hast in den letzten drei Tagen sehr aktiv versucht dich zu drehen.
Du hast gepoltert und getreten — es war auch wirklich zu eng geworden.
Es war heiß, du hast den ein oder anderen Stoß abbekommen (entschuldige ^^’).
Du hattest keinen Bock mehr und Lust auf etwas Neues 😉
-
Der Keller des Grauens
Es war endlich soweit.
Oh gottohgott. Ich wurde wie ein richtiger „Patient“ auf dem Bett in den Fahrstuhl gerollt.
A. durfte mitkommen. Dann fuhren wir in den — Keller. Jep.
Als Laie und glückliche Person, die noch nie operiert werden musste, aber während der Schwangerschaft ein großer Fan von Grey’s Anatomy geworden ist, dachte ich ja, dass die OP in einem extra „Flügel“ stattfände — nicht weit entfernt von den Gebärzimmern, der „Normal“-Gebärenden.
Falsch gedacht.
Ich sollte auch räumlich noch weiter von einer „normalen“ Geburt entfernt werden.
Dort angekommen, wurde ich noch im Flur vom bequemen Bett auf eine sehr schmale und harte TRAGE, die in der Mitte zusammenklappbar und daher uneben war, AUF DEM RÜCKEN LIEGEND platziert.
Von zwei netten Helfern, die über meinen nicht vorhandenen Bauch witzelten. Ich lachte und erzählte auch ihnen — komm, wer weiß es schließlich noch nicht — von meiner doppelten Gebärmutter, womit sie sichtlich nichts anfangen konnten.
(Jetzt muss ich sagen, dass es wirklich unangebracht war von ihnen, schließlich hätte es sein können, dass dies ein geplanter Kaiserschnitt war, der wie normalerweise üblich einige Wochen VOR dem Geburtstermin angesetzt wurde. Vielleicht aus medizinischen Gründen. Das hätte mir passieren können. Du hättest zu früh kommen können, weil es zu eng würde, und ich würde hier liegen und BANGEN, weil du wirklich noch zu klein und deine Lunge entsprechend noch nicht entwickelt wäre!! Ich hätte fürchterliche Angst, die schlimmste in meinem Leben!)
Aua.
Nun spürte ich jede Rille im Boden.
Und wo bitte war ich?
Es sah ungelogen und nicht übertrieben aus wie ein sowjetischer Nachkriegsbunker. In schönen rostrot-Tönen und vielen Rohren und all sowas. Wäre ich bewusstlos gewesen und würde hier aufwachen — ich hätte diesen Thriller im Kopf, wo man entführt, betäubt und dann in einem zum OP-Raum umfunktionierten leeren Schulgebäude aufwacht, wo einem jemand illegal ein Organ entfernt hätte.
Aber ich war ja wach. Das gehörte offensichtlich zum Krankenhaus.
Nun gut.
Ich wurde nun in eine Art kleine Abstellkammer geschoben.
So sah dieser Raum jedenfalls aus. 1,5x2m etwa, Regale mit allem möglichen Zeug, ein Drehstuhl und meine Wenigkeit.
Ohje, wo und wie bin ich hier nur gelandet?
Achja, mein Kind wird gleich entwickelt…irgendwo hier…
-
Die Anästhesie
Tja und dann passierte…
…nichts.
Tick tack tick tack.
Hmm hm hmm.
A. musste nun draußen warten.
Ich war alleine mit irgendeinem Menschen. Seine Funktion war mir nicht bekannt. Es könnte ein Chirurg sein, ein Helfer. Die Anästhesistin kannte ich schon aus dem Aufklärungsgespräch. Eine sehr sympathische junge Frau, der ich alle möglichen Berufe zugetraut hätte, aber nicht unbedingt diesen. Sie machte Witze und erzählte mir, dass sie selbst per Kaiserschnitt entbunden hatte. Wir einigten uns auf die Spinalanästhesie (- was mir sehr wichtig war, nachdem ich mich natürlich gründlich darüber informiert hatte ;P). So sollte es sein.
Aber sie war nicht da.
Wir warteten und warteten. Eine gefühlte Ewigkeit.
Das wäre ja kein Problem, würde ich bequem liegen. Aber ich lag NICHT bequem:
Ich war in der 40. SSW und lag seit 20 Min auf dem Rücken, auf einer steinharten, engen Trage. Ich konnte es nun kaum ERWARTEN, in den OP zu kommen. (Vielleicht war das ja die Absicht des Wartenlassens…who knows)
A. musste schon durchdrehen da draußen!
Ah ja. Da kam sie endlich. Etwas hektisch. Aber sie hatte ruhige Hände (ich muss nicht erwähnen, wie WICHTIG ist bei einer Spinalanästhesie ist, ruhige Hände zu haben…! ._.)
Das ist auch so ein Punkt.
Das war der Moment, vor dem ich mit am meisten Angst hatte.
Wenn hier etwas schief ging — nicht auszumalen! Die Wahrscheinlichkeit ist verschwindend gering, aber sie ist da. Das Leben ist schon manchmal ein Glücksspiel. Auch hätte es passieren können, dass die Betäubung nur einseitig wirkt (auch das leider zu oft gelesen!!). Das würde ich auch erst bei der OP erfahren.
(Triggerwarnung:
Und wie zahlreiche Berichte von schwerst traumatisierten Frauen zeigen, interessiert es während der OP scheinbar NIEMANDEN, ob man jeden Schnitt spürt oder nicht!!!)Ich hatte mich gut informiert und wusste, dass es darauf ankam, dass ich sehr gut und genau die Anweisungen befolgte. Ich war relativ optimistisch, weil ich als yoga- und alexandertechnik-erprobte *räusper* Geigerin *räusper* Meisterin der Entspannung auf Kommando bin *räusper*. Gerade einige Wochen zuvor hat mir der Osteopath/Orthopäde im Krankenhaus wieder ein Kompliment gemacht: selten könne ein Patient „so gut loslassen“ und mitgehen.
Ich leugne nicht, dass ich überrascht war, dass es hier tatsächlich eine besondere Herausforderung für mich war — mich entspannt runterzubeugen, mit dem dicken Bauch im Weg.
Und der nackten Angst vor der LANGEN DICKEN Nadel, die ich jeden Moment, wenn auch schmerzfrei, aber doch spüren würde.
Spinnen, enge Treppen, die sich hoch oder runter schlängeln, große Höhen, Libellen, Heuschrecken, Häufchen zu vieler kleiner oder großer Insekten — und NADELN, sind feste Bestandteile meiner schlimmsten Alpträume. (Und Männer mit großen Messer, die mich verfolgen…ich sollte weniger Thriller schauen…)
Gott sei Dank wurde die Stelle vorher betäubt.
Aber wenn man sehr empfindlich ist — wie ich — ist es auch ohne Schmerzen eklig (brrrbähwhhh) und unmöglich, sich nicht in derselben Sekunde, in der die Nadel den Körper berührt, anzuspannen *damn it*
Aber nach dem 2. Anlauf war’s doch geschafft.
(Wie viel Text man für diese 1‑Minute-Angelegenheit doch brauchen kann ^^’)
-
Der Katheter
Vorhang auf
Halt — warum werde ich schon reingeschoben?
Muss das nicht erstmal..wirken?
Oh nein! Was, wenn sie noch nicht wirkt?? Sie machen doch den Test vorher — ich habe extra vorher nachgefragt, um auf Nummer sicher zu gehen!
(offtopic: Zu meinem Geburtsplan geht’s hier entlang.)Der Arzt kommt rein, gibt mir die Hand, die Hebamme — es geht also los *zitter*.
A. kommt mit neuer OP-Kluft samt
DuschhaubeMütze und Mundschutz dazu. Ich werde in den sterilen OP geschoben.Das ist es also, das grelle Licht.
Ich machte mir nichts vor. Wenn etwas schief gehen sollte, wäre dies das verheißungsvolle „weiße Licht am Ende des Tunnels“.
Aber ich hatte insgesamt ein gutes Gefühl.
Ich war voll Vertrauen und konzentrierte mich ab hier nur noch auf ein Bild: wie ich dich kleinen Schatz im Arm halten würde.
Ach ja, eine Sache noch: der Katheter fehlte ja noch.
Die Hebamme hatte mir angeboten es vor der Spinalanästhesie zu machen, damit ich schon „bereit“ war.
Aber zum Glück hatte ich gelesen (;)), dass der Vorteil bei einer solchen Anästhesie und eines geplanten Kaiserschnitt es war, dass der Katheter SPÄTER gelegt werden könne — wenn man schon betäubt sei. Ein nicht unwichtiges Detail, wie ich finde! Gerade für Personen wie mich, die es eher durchstehen würden, wenn ihnen der Arm abgeh* wird als naja, eben das, was gleich passieren würde.
Jedenfalls hätte ich das beinahe vergessen, denn ihr Argument klang so schlüssig: dann ist das auch schon „erledigt“.
Gut, dass ich mich nicht drauf eingelassen hatte.
Denn es war auch betäubt mit das ekligste, was ich je erlebt habe. Grrrrrrrr.
-
Das Hauptstück
Oh Gott — gleich geht’s los!
Und dabei habe ich erstmal nur die OP als reine OP im Kopf: das Aufgeschnittenwerden, 8 (!) Personen, die um dich rumwuseln…
Und dann gings schon los.
Ohne Plaudereien ohne irgendwas: der knappe Sekundentest, ob ich auch nichts spürte. Naja, was heißt „nichts“: keine Schmerzen.
Denn — wie ich auch bereits gelesen hatte, zum Glück (!!!) und wie mir die Anästhesistin vorher schon versucht hatte zu erklären (damals verstand ich es noch nicht genau) — man spürt natürlich ALLES außer den Schmerz.
„Ah! JETZT verstehe ich GENAU, was Sie im Besprechungsraum meinten!“, musste ich einfach los werden.
Als gefühlt acht Arme in meinem Bauch wuselten, zogen, rissen und drückten.
Sie drückten so heftig, dass ich die meiste Zeit das Gefühl hatte, sie haben sich zu viert allesamt auf mich drauf gelegt, mit ihrem ganzen Gewicht. Ich fühle es noch heute, wenn ich dran denke.
ICH ERSTICKE. Hilfe, ich kriege keine Luft mehr! Sehr ihr das nicht???
Ich kann nicht atmen?!
Zum Glück saß eine Hebamme direkt neben mir und die Anästhesistin war auch nicht weit — nur für den Fall. Aber sie waren sooo gechillt. O.O
(Klar, sie machen das mehrmals am Tag, mehrmals die Woche, hundert Mal im Jahr. Und das zu wissen beruhigte mich sehr. Ich fühlte mich sicher. Aber ich kannte auch andere Geschichten. Ich wusste, ich muss auf mich selbst aufpassen. Es können immer Dinge passieren, auf die niemand vorbereitet ist. Zum Beispiel, dass die Betäubung nicht richtig wirkt. Das war ja bei mir zum Glück nicht der Fall.)
Wann sind sie denn endlich fertig???
Sind 10 Minuten nicht schon lange um?
Ich zählte die SEKUNDEN, die mir endlos vorkamen.
Weil ich kaum atmen konnte, wegen des Druckes auf meinem Oberbauch!
Ich hatte sogar Angst von der Liege zu fallen, so heftig ruckelte es.
Muss das so sein? Sollte ich etwas sagen? Oder einfach vertrauen?
Diese Fragen schluckte ich runter.
Ich entschied mich, zu vertrauen.
-
Das große Finale
Und da war er:
DEIN ERSTER SCHREI.
Der schönste Moment in meinem Leben.
Ein Moment, auf den ich gefühlt mein ganzes Leben lang gewartet hatte.
Unbeschreiblich.
Ich hatte es mir genauso ausgemalt.
Ich hörte das erste Mal dein süßes Stimmchen und war sofort verliebt.
Und dann hoben sie dich hoch, sodass ich dich sehen konnte!!
So winzig und blau und:
ER IST EIN EFIMOV!!! (Das heißt, er hatte meine bzw. die Augen meines Vaters.)
Das waren meine ersten Worte und ich wär am liebsten mit ihm im Arm los gerannt und hätte ihn meinem, hoffentlich mittlerweile auf mich wartenden, Vater in die Arme gedrückt (^^ sorry, A.).
Doch ich hatte die Ärzte angewiesen, die Nabelschnur — so lange es eben ging in dieser unnatürlichen Situation — auspulsieren zu lassen.
(Und ich rechne es dem Krankenhaus sehr hoch an, dass diesem Wunsch nachgekommen wurde.)
Ich musste also waaaarten.
Dann wurde die … Untersuchung gemacht, er wurde gewogen und etwas mit einem Handtuch gesäubert.
Und dann kam der große Moment:
DU DURFTEST ZU MIR.
Sie legten dich direkt neben mein Gesicht und ich hab geweint vor Dankbarkeit.
„Du bist perfekt. Ich liebe dich, für immer und ewig.“
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